Lehrgrabung Markt Meitingen, Lkr. Augsburg, Schwaben 2019

Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. bot auch in diesem Jahr ihren Mitgliedern wieder die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Ausgrabung an.

Grabungsgelaende Meitingen Grabungsgelände Meitingen (Foto: Matias Rajkay) Bild vergrößern

Seit Herbst 2016 wird auf einem Baugelände im Ortszentrum des Marktes Meitingen in unmittelbarer Nähe zur dort vermuteten römischen Straßentrasse Via Claudia ausgegraben. Wider Erwarten wurde bisher noch nichts Römisches freigelegt.
Der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg konnte jedoch bereits 25 Grubenhäuser des frühen Mittelalters unter der Leitung von Dipl. Ing. Gisela Mahnkopf archäologisch untersuchen. Aus den Befunden wurden Spinnwirtel, Knochennadeln und Webbrettchen geborgen, Fundstücke also, die auf Textilhandwerk hinweisen.

In Zusammenarbeit mit der Grabungsfirma Transkript unter Leitung der Archäologin Alexandra Völter M.A. fand die Lehrgrabung der Gesellschaft für Archäologie auf dem Grabungsgelände in der Zeit vom 29. Juli bis 8. August 2019 statt.

Der Markt Meitingen liegt im Norden des Landkreises Augsburg zwischen Augsburg und Donauwörth. Zwischen den Flüssen Lech im Osten und Schmutter im Westen befindet sich eine Terrasse mit postglazialen Schottern des Älteren Holozäns. Überdeckt werden die Kiese durch eine Schicht aus Sanden und sandigem Schluff und dem Ackerbodenhorizont. Zahlreiche, heute verlandete Gewässerrinnen durchziehen die fast ebene Fläche und sind zumindest auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen im Luftbild als Bewuchsmerkmal bisweilen noch deutlich zu erkennen.

Das Ortszentrum erreicht eine Höhe von 433 m ü. NHN. Die Marktgemeinde mit allen Gemeindeteilen zählt heute etwa 12.000 Einwohner.

Der Name „Meitingen“ weist wegen seiner Endung -ingen-auf eine frühmittelalterliche Gründung und wird als „Siedlung des Muto“ gedeutet. Im Gemeindegebiet sind bereits einige Gräber und Siedlungsbefunde des Mittelalters festgestellt worden. Von Augsburg her zieht die Trasse der Via Claudia, die sich in Meitingen und nördlich davon wohl unter der alten B2 erhalten hat und von Nordendorf aus geradlinig bis zum Kastell Summuntorium verläuft.

Östlich der Donauwörther Straße, so der heutige Name der alten B2 im Norden von Meitingen, sollte eine Fläche von ca. 2 ha als Baugebiet ausgewiesen werden. Das Gelände wurde bisher landwirtschaftlich genutzt. Die unmittelbare Nähe zur alten Römerstraße ließ römische Befunde erwarten.

Im Rahmen einer archäologischen Voruntersuchung mit Oberbodenabtrag wurden auch gleich einige Befunde festgestellt und der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg durfte im Sommer 2016 unter der Grabungsleitung von Kreisheimatpflegerin Gisela Mahnkopf mit den archäologischen Ausgrabungen beginnen. Bis zum Sommer 2019 wurden 170 Befunde ausgegraben, davon 30 frühmittelalterliche Grubenhäuser, die durch ihre Funde als Handwerkerhäuser, meist für die Textilherstellung, interpretiert werden konnten. Die relative Fundarmut weist auf eine planmäßige Aufgabe der Siedlung. Jedenfalls sind bisher keine Belege für Brandkatastrophen oder kriegerische Ereignisse aufgetreten.

Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, alle erforderlichen Tätigkeiten im laufenden Grabungsgeschehen selbst auszuführen: Graben, Sieben, Messen und Zeichnen sind ja selbstverständlich. Besonderes Augenmerk wurde diesmal aber auch auf zeitgemäße Vermessungstechniken, über das Vermessen mit einem Tachymeter hinaus, gelegt. So kam auch eine GNSS Rover - Station zum Einsatz, bei dem die satellitengestützten GPS-Daten von einer Person Punkt für Punkt aufgenommen werden. Und ein Planum des Grubenhauses, an dem aktuell gearbeitet wurde, konnte dann auch noch mit einer Drohne fotografiert werden.

Ein besonderer Höhepunkt war sicher auch der Besuch der Bodenkundlerin Britta Kopecky-Hermanns, die uns an einem Schnitt durch einen vermutlichen Brunnenschacht die Besonderheiten der Bodenschichten über dem Kies erläuterte.

Dass es nach dem Ausgraben auch noch um Fundstücke gehen könnte, erlebten die Teilnehmer beim Scherbenwaschen in den Räumen der Grabungsfirma Transkript - allerdings an Scherben der Bronzezeit aus einer anderen Grabung!
An diesen beiden Tagen war das Wetter für Arbeiten im Freien auch einfach zu schlecht.

Das Rahmenprogramm bestand aus Ausflügen nach Augsburg und einem kleinen Rundgang durch die Innenstadt bis ins Museum „Römerlager“, nach Diedorf zur Tuffsteingrabkammer und in die ehemalige Kreppener Mühle , wo der Arbeitskreis sein Domizil hat.

Und dann, ganz zum Schluss, doch noch ein toller Fund!
In einer länglichen Siedlungsgrube entdeckten die AusgräberInnen das ziemlich große Fragment eines Mühlsteins aus grobem Sandstein. Welch eine Freude!