Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V.

Übersicht

Rainer Christlein Rainer Christlein

Ein gemeinsames Ziel
Aus der Taufe gehoben
Krisen und Chancen
Vorstände, Beiräte, Ehrenmitglieder, Preisträger
Neue Aufgaben und Initiativen
Das Archäologische Jahr in Bayern
In Vergangenheit und Zukunft

Nachruf Anton Hochleitner
Gedenken an Werner Hübner


Die Geschichte der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. und ihrer Vorläufer im Königreich Bayern werden Ihnen in diesen beiden Veröffentlichungen in den "Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien (MAGW)" vorgestellt:

Eröffnung unserer neuen Geschäftsstelle

Am 31. Oktober 1981 wurde in einer von Rainer Christlein angeregten Versammlung in Freising unsere Gesellschaft gegründet. Seitdem ist sie mit enormem Engagement ihrer Vorstände, Beiräte und Mitglieder, meist in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege entsprechend dem Satzungsziel "Aufklärung der Öffentlichkeit über Ziel, Zweck und Ergebnisse archäologischer Untersuchungen in Bayern durch Vorträge, Ausstellungen, Führungen, Exkursionen und Veröffentlichungen zu Problemen der Bayerischen Landesarchäologie" zum Wohl der Bodendenkmäler und der Archäologie in Bayern tätig.

Am Anfang des Vorworts des ersten Bandes des inzwischen wohl bekannten Jahrbuchs "Das Archäologische Jahr in Bayern" schrieb Rainer Christlein:

"Jahr für Jahr finden in Bayern mehr als einhundert archäologische Ausgrabungen statt, werden mehr als eintausend vorgeschichtliche Funde und Fundplätze entdeckt, erscheinen Dutzende von gelehrten Abhandlungen zur älteren Geschichte dieses Bundeslandes - all dies nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit, einer Öffentlichkeit, deren Interesse für Archäologie und Geschichte seit Jahren stetig im Wachsen begriffen ist, und die ihre Neugier auf Vergangenheit zumindest an den antiken Stätten des Mittelmeerraumes befriedigt. Sie reagiert mit Staunen, wenn sie erfährt, dass auch hierzulande mit archäologischen Ausgrabungen Geschichte gewonnen wird. Diese Unwissenheit ist in niemandes Interesse: nicht in dem der einschlägigen Fachbehörden, deren Tätigkeit überwiegend von der öffentlichen Hand finanziert wird, und nicht in dem eines Staates, der wie der bayerische die Pflege des Geschichtsbewußtseins auf sein Panier geschrieben hat, und dessen Geschichte zu mehr als neunzig Prozent aus Archäologie besteht".

Am Ende dieses ersten Vorwortes findet sich schließlich die als Wunsch ausgesprochene Hoffnung: "Alle für die Kulturpolitik des Staates Bayern Verantwortlichen sind gut beraten, wenn sie der bayerischen Landesarchäologie die hierzu notwendigen personellen und materiellen Voraussetzungen in die Hand geben. Sie dürfen nicht nur des Dankes der Historiker, der Museumsdirektoren und einer breiten Öffentlichkeit sicher sein, sondern sie sollten sich dessen bewusst werden, dass sie damit eine der wenigen Investitionen getätigt haben, deren Auswirklungen auch noch in zweihundert Jahren spürbar und mit Gewinn verbunden sein werden".

Ein gemeinsames Ziel

Es hat sich als sehr wichtig und richtungsweisend erwiesen, dass sämtliche, diesem Muster des Vorwortes von 1980 folgenden, nach 1981 bis 2000 von Erwin Keller verfassten und vom Vorsitzenden der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. (ab 1981) und vom Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (ab 1982) mitunterzeichneten Texte jeweils in der gebotenen Kürze und in nicht polemischer Diktion die Dinge ansprechen, die die bayerische Landesarchäologie betreffen. Nach der Pensionierung von Erwin Keller übernahm der neue Leiter der Abteilung Bodendenkmalpflege, C. Sommer (ab 2001) wie selbstverständlich diese Aufgabe.

Die Intention Rainer Christleins war, eine neu zu gründende Gesellschaft für Archäologie in Bayern in enger Anlehnung an die Abteilung Bodendenkmalpflege des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zu sehen und zu etablieren. Damit sollte, neben der bereits seit 1973 bestehenden Gesellschaft der Freunde der bayerischen Vor- und Frühgeschichte e.V., die sich mehr der Archäologischen (vormals Prähistorischen) Staatssammlung verbunden sieht, eine zweite, gesamtbayerische Gesellschaft ins Leben gerufen werden.

Dass dieses "Kind" sehr gedieh und inzwischen auf über 3.000 Mitglieder angewachsen ist, zeigt ganz klar, dass die Idee Rainer Christleins richtig und sehr erfolgreich war und ist.

Aus der Taufe gehoben

Das 10-jährige Jubiläum ist ohne viel Aufheben vorüber gegangen, ebenso verhielt es sich mit dem 20-jährigen im Jahre 2001. Glücklicherweise hat aber E. Keller im Jahrbuch von 1990 (1991) die frühe Geschichte der Gesellschaft prägnant nachgezeichnet, die wir hier auszugsweise im Wortlaut wiederholen möchten:

"Obwohl Rainer Christlein schon länger mit dem Gedanken spielte, in Bayern eine Gesellschaft für Archäologie nach württembergischem Vorbild aufzubauen, nahmen die Pläne doch erst 1979 mit der Einberufung des vorbereiteten Ausschusses zur Gründung eines Zweigverbands Niederbayern konkrete Gestalt an. Auf der Aventinus-Tagung der Weltenburger Akademie, die am 6. Und 7. Oktober 1979 in Abensberg stattfand, erläuterte Christlein den Teilnehmern das Vorhaben und führte aus, dass es seiner Gesellschaft insbesondere darum gehe, "die Mitglieder durch Exkursionen, Vorträge, Tagungen, Fachliteratur und Mitteilungsblätter zu informieren und auch die Öffentlichkeit durch Ausstellungen, Vorträge und eine verstärkte Medienarbeit für die Arbeit der Archäologen zu interessieren"..

1980 zum Leiter der archäologischen Abteilung des Landesamtes berufen, nutzte Christlein die sich nun bietende Chance, die Gesellschaft von vornherein auf ganz Bayern auszuweiten."

Im Rahmen des bayerischen Vorgeschichtstages hat er sie am 31. Oktober 1981 in Freising mit Satzung, Vorstand und wissenschaftlichem Beirat aus der Taufe gehoben. Am 15. Juni 1983 ist sie vom Finanzamt für Körperschaften in München als gemeinnützig anerkannt worden. Führt man sich den jeweiligen Mitgliederstand der vergangenen Jahre vor Augen, so ist eine stetige Aufwärtsbewegung festzustellen.

"Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. gehört also zu den bedeutendsten historisch orientierten Vereinen des Landes. Was die finanzielle Unterstützung von Vortragsveranstaltungen, von Exkursionen, Ausstellungen und Seminaren oder die Bezuschussung populärer und wissenschaftlicher Veröffentlichungen betrifft, kann die Gesellschaft auf beachtliche Leistungen verweisen".

Krisen und Chancen

"Es besteht kein Zweifel daran, dass das Jahrbuch viel zum Wachstum der Gesellschaft beigetragen hat. Allerdings werden die wenigsten wissen, dass das Erscheinen zweimal in Frage gestellt war: 1982, als das Landesamt für Denkmalpflege Schwierigkeiten bei der Bildbeschaffung hatte und 1983 wegen derart beträchtlicher Steigerung der Gestehungskosten, dass sich die Gesellschaft nicht mehr in der Lage sah, den Druck zu finanzieren.

Durch die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von DM 25 auf DM 35 ab 1983 sowie Verhandlungen mit dem Konrad Theiss Verlag gelang es, die Probleme rasch und unbürokratisch auszuräumen.

Außerdem wurde die Herausgabe des Jahrbuchs damals insofern auf eine neue Basis gestellt, als das Landesamt vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultur die Erlaubnis erhielt, "Das archäologische Jahr in Bayern" im Rahmen seiner dienstlichen Aufgaben herzustellen und in eigener Zuständigkeit einen jährlich zu erneuernden Herausgebervertrag mit dem Konrad Theiss Verlag abzuschließen. Der Verlag bezieht demnach das satzfertige Manuskript vom Landesamt und druckt es im Rahmen einer Abnahmegarantie für die Gesellschaft. Das heißt aber nicht, dass die Gesellschaft unter allen Umständen abkaufen muss, was das Landesamt liefert. Vielmehr kann sie dem Verlag, der das unternehmerische Risiko trägt, Änderungswünsche vortragen. Genauso muss das Landesamt mit dem Verlag Verhandlungen führen, wenn es am Inhalt oder an der äußeren Form Korrekturen anstrebt.

Zu den genannten Krisen kam 1983 als gravierendste der Tod Rainer Christleins, der den Fortbestand der Gesellschaft ernsthaft gefährdete, war doch der Gründer die zentrale Figur, die das Vereinsschiff lenkte. Durch die vorbildliche Zusammenarbeit innerhalb des Vorstandes und dank des Verständnisses der Mitglieder für die Situation konnten die Schwierigkeiten jedoch überwunden werden.

In den folgenden Jahren hat der Vorstand die Mitgliederwerbung verstärkt und den verbilligten Bezug von Fachpublikationen des Landesamtes und der Prähistorischen Staatssammlung ermöglicht.

Verbunden mit einer Satzungsänderung wurden regionale Organisationsbeauftragte in den einzelnen Regierungsbezirken eingesetzt und darüber hinaus Vorträge und Exkursionen veranstaltet.

Im Zusammenhang damit sind auch Beschlüsse von Bedeutung, sog. "Archäologische Reservate" in den Landwirtschaftsflächen mitzufinanzieren und jungen Wissenschaftlern Reisestipendien sowie Druckkostenzuschüsse zu Doktorarbeiten und Habilitationsschriften zu gewähren.

Schließlich konnte ein seit 1985 geplantes Mitteilungsblatt der Gesellschaft 1990 erstmals erscheinen.

Eine Frage, die schon 1987 auf der Mitgliederversammlung in Kempten die Gemüter bewegte, ist die neuerdings wieder aktuelle geworden: die Frage nach den Zielen der Gesellschaft, die in der Satzung zwar eindeutig definiert, einigen Mitgliedern aber offensichtlich nicht mehr geläufig sind. Die Beziehungen zwischen einer Behörde und ihrem Förderverein werden nicht konfliktfrei bleiben, wenn man deren verschiedene Aufgaben nicht säuberlich auseinanderhält.

Mit anderen Worten: Einerseits kann sich das Landesamt als staatliche Fachbehörde für alle Angelegenheiten des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege nicht von der Gesellschaft ins Handwerk pfuschen lassen, andererseits darf das Landesamt die Gesellschaft nicht als Instrument der Durchsetzung fachlicher Ziele benutzen, weil das der Umgehung vorgeschriebener Dienstwege gleichkäme.

Hingegen ist das Landesamt immer bereit, aus seiner täglichen Arbeit und auch darüber zu berichten, welche speziellen Probleme es gibt und wie man sie löst.

Trotz aller Turbulenzen steht die Gesellschaft an der Schwelle zum zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens gut da. Und wenn sich Landesamt und Gesellschaft künftig bemühen, die Ergebnisse und Anliegen des bayerischen Landesarchäologie in Wort und Schrift an die Öffentlichkeit zu tragen, dann wird der Verein weiterhin wachsen und aus allen Bevölkerungsschichten Zulauf finden".

Gerade in diesem Jubiläumsjahr 1991, dessen Dramatik man unschwer an Hand der von Erwin Keller verfassten Protokolle der Mitgliederversammlung und Vorstandssitzungen verfolgen kann, stand das Schicksal des Gesellschaft mehrfach zur Diskussion; die bereits im ersten Vorwort des "Archäologischen Jahres" georderte und dann auch praktizierte Anlehnung an die Abteilung Bodendenkmalpflege wurde oft hinterfragt, kritisiert und aufzuheben versucht. Diese Probleme dauerten auch noch während der neunziger Jahre an und scheinen erst nach einer Mitgliederbefragung, wo die enge Anlehnung an das Amt von einer großen Anzahl unserer Mitglieder befürwortet wurde, nicht mehr aufzukochen.

Den bisherigen Vorsitzenden der Gesellschaft Anton Hochleitner, Volker Freiherr von Truchseß und Christa Meier ist sehr dafür zu danken, dass sie zusätzlich zu ihrem politischen Mandat das Amt, jeder auf seine Weise und mit verschiedenen Schwerpunkten, zum Wohle der Gesellschaft ausgeübt haben. In den Dank seinen auch die einbezogen, die in weiteren Positionen im Vorstand mitwirkten, denjenigen, die nicht unter uns weilen, gilt unser ehrendes Angedenken.

Es ist bewundernswert, wie die beiden ruhenden Pole Erwin Keller (Schriftführer von 1983 bis 2002) und Werner Hübner (Schatzmeister von 1981 bis 2007) das Gesellschaftsschiff in den hohen Wogen und rauen Winden auf Kurs hielten. Die vornehmlichen und satzungsgemäß festgelegten Aufgaben der Gesellschaft (vgl. § 2 unserer Satzung) konnten so ohne Probleme erhalten, ausgebaut und zum Wohle der bayerischen Archäologie erfüllt werden.

Vorstände, Beiräte, Ehrenmitglieder, Preisträger

Die Mitgliederversammlungen wurden in regelmäßigem Turnus (zumeist im Oktober eines jeden Jahres) einberufen; man war nach Möglichkeit bestrebt, sämtliche bayerischen Regierungsbezirke einzubeziehen. In zweijährigem Rhythmus geschah dies zusammen mit dem Bayerischen Vorgeschichtskurs (seit 2003 unter dem Motto: Archäologie in Bayern), sonst in Verbindung mit einer regionalen Mitarbeitertagung. Die Sitzungen des Vorstandes, zumeist bei Bedarf, jedoch fünf- bis sechsmal pro Jahr, fanden öfters - das hängt von den überwiegend südbayerischen Wohnsitzen der Vorstandsmitglieder ab - in München oder Landshut, auch in Nürnberg oder Thierhaupten statt; es kam freilich auch vielfach vor, dass wir uns vor oder nach den vielfachen Repräsentationsverpflichtungen trafen, z.B. in Ostheim, in Kaufbeuren, in Rosenheim, in Germering, in Haßfurt usw.

Weniger häufig - und das mag als ein Manko beklagt werden - gelang es, den satzungsgemäß vorgeschriebenen wissenschaftlichen Beirat bzw. die regionalen Organisationsbeauftragten zu Sitzungen einzuberufen.

Die seit 1981 beschlossene Satzung der Gesellschaft wurde auf Anraten der seit 1991 amtierenden Vorsitzenden Christa Meier überarbeitet und, nachdem der Vorstand einen neuen Entwurf zur Mitgliederversammlung in Uffenheim 1998 vorgelegt hatte, dort ausführlich diskutiert und beschlossen.

Ab Ende der neunziger Jahre schließlich konnten mehrere Institute neu ins Leben gerufen bzw. aktiviert werden: durch die Verleihung von Ehrenmitgliedschaften wollen wir Persönlichkeiten auszeichnen und Ihnen danken, dass sie sich in ehrenamtlicher oder wissenschaftlicher Tätigkeit um die bayerische Landesarchäologie verdient gemacht haben. Die Verleihung des Archäologiepreises Bayern gilt solchen Persönlichkeiten oder archäologischen Arbeitskreisen und Gruppen, die unter großem Einsatz über viele Jahre hinweg ehrenamtliche Tätigkeit geleistet haben.

Es erschien Rainer Christlein seinerzeit bei der Gründung der Gesellschaft und in ihren Anfangsjahren besonders wichtig, den Kontakt zwischen ehrenamtlichen Mitarbeitern und interessierten Laien einerseits und der amtlichen Bodendenkmalpflege andererseits zu fördern. Dieser Aufgabe wollen wir uns auch in Zukunft verstärkt stellen.

Neue Aufgaben und Initiativen

Im Jahre 2000 boten wir erstmalig mehrtägige Exkursionen an, die sich zu einem wahren Renner entwickelt haben, so dass unsere Fahrt nach Trient und ins Trentino im Jahre 2005 vielfach überbucht war. Es hat sich als sehr nützlich und hilfreich erwiesen, wenn die Fahrten in Verbindung mit einer Arbeitsgruppe oder einem Arbeitskreis bzw. mit örtlichen Denkmalinstitutionen oder Universitätsinstituten durchgeführt werden konnten.

In Zeiten, in denen sich der Staat immer mehr seinen Verpflichtungen zur Erhaltung und Rettung von Bodenurkunden entziehen zu können glaubt, versuchen wir, durch eine fachliche Weiterbildung der ehrenamtlich tätigen Mitglieder und Interessenten dem spürbar werdenden Mangel wenigstens zu einem kleinen Teil abzuhelfen. So führen wir seit 2003 Lehrgrabungen durch, die sich eines regen Zuspruchs erfreuen.

Angesichts enormer Kürzungen der sog. Operativen Mittel der Bodendenkmalpflege (das sind die Mittel, die tatsächlich für die praktische Bodendenkmalpflege, z.B. für Ausgrabungen oder wissenschaftliche Bearbeitungen zur Verfügung stehen), des Stellenabbaus und der Schließung von Außenstellen der archäologischen Denkmalpflege (Würzburg, Nürnberg, Ingolstadt und Landshut), hat die Gesellschaft nun doch seit dem Jahre 2002 den Weg des massiven öffentlichen Protestes beschritten und sich in Schreiben an die zuständigen Stellen der bayerischen Staatsregierung und in Petitionen an den bayerischen Landtag, zusammen mit der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg, vernehmlich zu Wort gemeldet.

Viele unserer Mitglieder haben in Eigeninitiativen weitere Protestschreiben an ihre Wahlkreisabgeordneten bzw. an die Ministerien verfasst, was wir dankbar registrieren. Wir haben es freilich nicht dabei bewenden lassen, sondern in unserem sog. "Beilngrieser Memorandum" zur Situation der Landesarchäologie in Bayern Wege und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Ähnliches verfolgten wir auch mit der sog. Weißenburger Erklärung, "Archäologie und Schule".

Wir haben den Eindruck - und die vielfachen zustimmenden Äußerungen unserer Mitglieder bestätigen unsere Vorgehensweise - dass die Adressaten, nämlich die politisch Verantwortlichen und die um Bodenurkunden besorgten Mitbürger den Protest und die vielen Stimmen der Wahlbürger beginnen ernst zu nehmen und zu beachten.

Es fehlt leider in dieser Geschichte der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. der Platz, sämtliche geförderte Vorhaben aufzuzählen. Schwerpunktmäßig sind das Druckbeihilfen zu Publikationen (überwiegend qualifizierte Magisterarbeiten, Dissertations- und Habilitationsschriften, also eine echte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses), andere Publikationsvorhaben, Vortragsveranstaltungen, finanzielle Beihilfen zu Tagungen und Kolloquien, zu kleineren Grabungsunternehmungen usw., oder, wie es Erwin Keller im Vorwort im Jahrbuch 1982 (S. 15) formulierte, "es ist wichtig, die Rahmenbedingungen für eine aktive Bodendenkmalpflege weiterhin zu verbessern".

Nicht geringe Beiträge fließen auch in den Bereich der sog. Kommunalarchäologien; denn die Kollegen in den Städten und Kreisen, in denen es solche Einrichtungen gibt, stellen häufig Anträge mit der Bitte um finanzielle Unterstützung sehr unterschiedlicher Vorhaben. Gerne helfen wir mit einer "Anschubfinanzierung" aus, so dass sich andere, präsumtive Sponsoren dem guten Beispiel anschließen. Auch Arbeitsgruppen oder Arbeitskreise nutzen dieses Instrument, um auf lokaler oder regionaler Ebene mit dem Verweis auf die Unterstützung der Gesellschaft zusätzliche Mittel oder Hilfen einzuwerben.

In den ersten handschriftlichen Notizen zu den Aufgaben einer zu gründenden Gesellschaft für Archäologie in Bayern hatte Rainer Christlein auch "die Herausgabe eines in halbjährigem Turnus erscheinenden Mitteilungsblattes zur Information über laufende Ausgrabungen, über neue Literatur und über die jeweilige Stellung der Landesarchäologie innerhalb der Bayerischen Kulturpolitik" angeregt. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten ist es seit 1997 gelungen, nun auch regelmäßig zweimal im Jahr dieses Mitteilungsblatt in leicht geänderter Thematik herauszugeben; dies geschieht ausschließlich nebenher und ehrenamtlich, so dass es, wie es einmal im Mitteilungsblatt 1/2005 hieß, "wegen der dienstlichen Belastung der Mitglieder des Vorstandes leider manchmal länger als gewünscht" dauert.

Das Archäologische Jahr in Bayern

Wir können und wollen uns eine offizielle Geschäftsstelle nicht leisten, denn wie Informationen von ähnlich ausgerichteten und ähnlich großen Gesellschaften zeigen, wird bei einer solchen Lösung ca. ein Viertel der durch die Mitgliedschaften einkommenden Beiträge für den Betrieb einer Geschäftsstelle aufgebraucht. So erscheint es unabdingbar, dass die Geschäftsstelle auch weiterhin in der Abteilung Vor- und Frühgeschichte (jetzt Praktische Denkmalpflege, Bodendenkmäler) des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege angesiedelt ist und viele Vorgänge hier auch koordiniert werden.

Dem dafür verantwortlichen Peter Weinzierl (seit 1987) und dem Sekretariat gebührt dafür unser aller Dank.

Diese enge Verklammerung garantiert auch die jährliche Herausgabe und das pünktliche Erscheinen unseres Jahrbuches. Sämtliche Redaktionsarbeiten werden in der Zentrale in München geleistet (neben Erwin Keller und anderen vor allem Dorit Reimann, Ingeborg von Quillfeldt und seit 2002 Doris Ebner). Das "Archäologische Jahr in Bayern" ist eine Publikation des Denkmalamtes in Verbindung mit der Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Dadurch, dass letztere den Druck finanziert, wurde unser Aushängeschild, das sicherlich, wie Erwin Keller schrieb, auch zu einem Gutteil zum erfreulichen Anstieg der Mitgliederzahlen führte und zum Erhalt des Bestandes beträgt, auf eine gute finanzielle Basis gestellt. Wir nehmen mit Genugtuung wahr, dass die folgenreiche "Erfindung" von Rainer Christlein in deutschen Landen eine Reihe von "Nachahmern" gefunden hat (z.B. im Rehinland, in Hessen und Rheinland-Pfalz).

Das neue Informations- und Kommunikationsmedium Internet nützten wir seit Ende des 90er Jahre zunehmend mehr, und es ist aus dem üblichen Geschäftsablauf kaum noch wegzudenken. Kurt Scheuerer, Ingolstadt, hatte uns anfangs sehr geholfen, besonders während der Jahre 1998-2001, als es um die ICE-Trasse Nürnberg-Ingolstadt ging und eine Brief- und Statementlawine auch auf die Gesellschaft zurollte.

Nach verschiedenen Anläufen gelang es uns im Jahre 2004, in Markus Tremmel einen auf Dauer engagierten Journalisten zu finden, der bei unseren Tagungen, Präsentationen, Aktionen und Presseterminen anwesend ist und für eine entsprechend aufbereitete Weiterleitung an die Zeitungen, an den Rundfunk und an das Fernsehen sorgt.

In Vergangenheit und Zukunft

Rückblickend können wir festhalten: In ihren Anfangsjahren schien die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. auf eine Katastrophe hinzusteuern, die aber durch das besonnene und ruhige Agieren von Erwin Keller abgewendet werden konnte. Die neunziger Jahre waren wiederum von Turbulenzen gekennzeichnet, die in heftigen Kontroversen innerhalb der Vorstandschaft, aber auch auf den Mitgliederversammlungen wie letztmals auf der in Lindenberg (1999) abgehaltenen, kulminierten - das umfangreiche, nahezu vollständige Wort-Protokoll der Versammlung ist ein als dramatisch zu bezeichnendes Dokument.

Nach den enormen Einbußen und Verlusten im begonnenen 21. Jahrtausend sind wir, so schient es, in ein ruhigeres Fahrwasser gekommen, wozu nicht zuletzt die gemeinsame Sorge um den Erhalt einer sinnvollen bayerischen Bodendenkmalpflege beigetragen hat.

Wir möchten hoffen und wir wünschen uns, dass diese unsere gemeinsamen Anstrengungen und Ideen auch weiterhin zum Wohle des kulturellen Erbes im bayerischen Boden wirken mögen.

...Helmut Bender...

Textauszug aus unserem Jubiläumsband: "Archäologie in Bayern - Fenster in die Vergangenheit"

Nachruf - Zum Tod von Anton Hochleitner

Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern trauert um ihren Gründungsvorsitzenden Anton Hochleitner.
Am 25. Dezember 2018 verstarb der 91-jährige in München.

Anton Hochleitner
Anton Hochleitner

Hochleitner wurde am 5. Dezember 1927 im niederbayerischen Oberreit geboren. Nach dem Besuch der Volksschule Pleinting 1934-40 und der Aufbauschule in Straubing 1940-43 beschloss Hochleitner, Lehrer zu werden. Dazu ging er 1943 an die Lehrerbildungsanstalt München-Pasing. Im Herbst 1944 unterbrach der Krieg seine Ausbildung. Nach kurzem Kriegsdienst und amerikanischer Gefangenschaft setzte der junge Hochleitner seine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt Straubing von 1946-50 fort, wo er die 1. und 2. Lehramtsprüfung absolvierte. Nach mehreren kurzzeitigen Tätigkeiten an verschiedenen Orten in Niederbayern wurde Hochleitner 1953 als Lehrer nach Passau versetzt, wo er an der Altstadtschule, der Haidenhofer Schule und der Volksschule Auerbach tätig wurde. Hochleitner wurde 1957 Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer und 1959 Schriftleiter der Monatszeitschrift "Der Junglehrer".

Durch die Arbeit im Bayerischen Lehrerverein auf verschiedenen Ebenen in Kreis, Regierungsbezirk- und Land wurde sein politisches Engagement geweckt. 1955 trat er in die SPD ein. Als Stadtratsmitglied in Passau war Hochleitner von 1960 bis 1990 aktiv. Von 1962 bis 1982 war er ein über seine Partei hinaus angesehenes Mitglied des Bayerischen Landtags. Dort war er kulturpolitisch tätig. Von 1966 bis 1978 war er stellvertretender bzw. erster Vorsitzender des Ausschusses für kulturpolitische Fragen.

Als geradezu legendär gilt sein persönlicher Einsatz bei der Gründung der Universität Passau, was sie ihm mit der Verleihung der universitären Ehrenbürgerwürde dankte.

Bei der von Rainer Christlein angeregten Gründungsversammlung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern am 31. Oktober 1981 in Freising wurde Anton Hochleitner als kulturell engagierter Politiker und ehrenamtlich in der Landesarchäologie tätiger Mitarbeiter zum Vorsitzenden gewählt. Er brachte sich in der Aufbauphase unseres Vereins bestens und nachhaltig ein. Hochleitner war ein sehr engagierter Mitarbeiter der 1973 neu gegründeten Außenstelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Landshut. Ihm werden viele archäologische Fundmeldungen zu allen Epochen aus den Landkreisen Dingolfing/Landau, Deggendorf und vor allem Passau verdankt.

In der Krisenzeit 1983 mit dem Tod Rainer Christleins verstand es Hochleitner, unsere junge Gesellschaft mit Besonnenheit zu erhalten. In der Zusammenarbeit im Vorstand, besonders mit dem Schatzmeister Werner Hübner und dem Schriftführer Erwin Keller, war eine Konsolidierung möglich. Als Vorsitzender unserer Gesellschaft von 1981 bis 1985 hat Anton Hochleitner sich große und bleibende Verdienste erworben. 1985 übernahm er die Leitung des Schulamtes im Landkreis Passau und widmete sich ehrenamtlich stärker sozialen Belangen, besonders bei der Arbeiterwohlfahrt.

Für sein breites Engagement ist Anton Hochleitner vielfach geehrt worden. Er wurde Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Bayerischen Verdienstordens, der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber und Gold sowie der bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste. Die Stadt Passau zeichnete ihn 1982 mit der Verleihung des Ehrenrings und 1990 mit der Ehrenbürgerwürde aus.

Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen von Anton Hochleitner. Wir werden ihm als Vorsitzenden unserer Gesellschaft ein ehrendes Andenken bewahren.

Bernd Päffgen

Zum 100sten Geburtstag von Werner Hübner

Zum Gedenken an Werner Hüber wurde in der Landshuter Zeitung ein Artikel von Peter Geldner veröffentlicht, den wir Ihnen dankenswerter Weise hier zur Verfügung stellen dürfen. Publikation über Werner Hübner